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Pleiten, Pech und Pannen

Auch im Hobby ist nicht immer Sonnenschein, es lässt sich manchmal auch eine Idee nicht verwirklichen. Auch diese Misserfolge will ich nicht verschweigen.

Ein großer Wunsch meinerseits war der Bau einer gewaltigen Schnellzuglok der Baureihe BR 01. Über mehrere Jahre habe ich Informationen gesammelt, gezeichnet und gebaut. Den Baufortschritt dokumentierte ich auch auf dieser Internetseite. Etwa 2013 war der Bau so weit fortgeschrittem, dass die Lok fahrfähig war. Alle betriebsnotwendigen Teile waren hergestellt und montiert, die ersten Probefahrten konnten beginnen. Damit begannen dann die ernsten Probleme. Die schlechte Kurvengängigkeit bei einem Kurvenradius von etwas unter 9 Metern war zu beheben. Durch Korrekturen am mittleren Treibradsatz (Spurkranz entfernt) und an der Nachlaufachse erreichte ich eine ordentliche Kurvengängigkeit. Nun aber bemerkte ich das Hauptproblem: Die ungenügende Leistungsfähigkeit des Stahlkessels. Den Kessel habe ich von einem erfahrenen Modellbauer anfertigen lassen. Trotz seiner Erfahrung reichte der Dampf nur für etwa 100 Meter Fahrt - dann herrschte Dampfmangel. Mehrere Umbauversuche des Kessels (mehr Flammrohre, Veränderung der Saugzuganlage...) brachten keine Verbesserung. Ein neuer Kessel hätte enorme Kosten verursacht - das war mir das Projekt nun auch nicht wert. Also entschloss ich mich im Sommer 2015 das Projekt zu stoppen und die fast fertige Lok abzugeben. Vielleicht hat ein anderer Modellbauer mehr Glück bei der Anfertigung eines leistungsfähigen Kessels.

Die Baubeschreibung, die bisher unter dem Punkt "Detailbeschreibungen und Angebote" zu finden war, habe ich deshalb hierher verlagert, denn durch mich wird diese Lokomotive nie fertig gebaut werden. Schade - aber irgendwann muss man auch konsequent sein.

Die Schnellzuglokomotive Baureihe 01 der Deutschen Reichsbahn

Mitte 2009 war es soweit. Mein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten reichte nun, um mit dem Bau einer BR 01 zu beginnen. Diesmal sollte alles im vollständigen Eigenbau entstehen - so war wenigstens der Plan. Hier wird nun über die einzelnen Bauetappen berichtet werden:

Am Anfang war die Zeichnung. Ich besitze Originalzeichnungen und die Beschreibung der BR0110 aus dem Jahr 1941. Auf dieser Basis begann ich die Konstruktion im Maßstab 1:11. Zufällig fand ich bei ebay ein Angebot über diverse Radrohlinge. Diese Gussteile passten genau zu meinem Projekt und ich konnte sie günstig ersteigern und bekam als "Zugabe" einen kompletten Zeichnungssatz der BR01 des englischen Konstrukteurs Mr. Breeze. Das hat meine Arbeit natürlich sehr vereinfacht. Diese Zeichnungen habe ich nun zur Grundlage meiner Arbeit gemacht und greife nur bei Unstimmigkeiten auf meine Originalzeichnungen zurück. Trotzdem zeichnete ich alle Teile neu, weil natürlich diverse Anpassungen notwendig sind. Trotzdem hatte ich viel Zeit gewonnen. Folglich war der Rahmen bereits im Herbst 2009 fertig:

Rahmen (grosses Bild durch Doppelklick)

Nach dem Rahmen mussten nun erst mal viele kleine Teile angefertigt werden. Obwohl weder im Original noch im Entwurf von Mr. Breeze eine Fahrpumpe vorgesehen war, so baue ich doch zwei ein. Eine Fahrpumpe ist für mein Dafürhalten immer noch die zuverlässigste Kesselspeisung während der Fahrt, deshalb will ich darauf nicht verzichten. Die Pumpen entstanden aus Messing und rostfreiem Stahl, die Excenter sind aus Bronze und wurden an der mittleren Treibachse angeordnet.

Achse mit Excenter (grosses Bild durch Doppelklick) Fahrpumpe (grosses Bild durch Doppelklick) Fahrpumpen eingebaut (grosses Bild durch Doppelklick)

Im Rahmen werden die beiden Zylinder der Dampfbremse eingebaut.

Bremszylinder (grosses Bild durch Doppelklick) Bremszylinder (grosses Bild durch Doppelklick) Bremszylinder (grosses Bild durch Doppelklick)

Das Drehgestell kann ebenso unabhängig vom Rahmen gebaut werden:

Drehgestellrahmen (großes Bild durch Doppelklick) Drehgestell komplett, Sicht von oben (grosses Bild durch Doppelklick) Drehgestell komplett, Sicht von oben (grosses Bild durch Doppelklick) Drehgestell komplett, Sicht von unten (grosses Bild durch Doppelklick)

Als Nächstes werden die Kuppelstange gefräst. Das Ergebnis sieht dann so aus:

hintere Kupplelstange (grosses Bild durch Doppelklick) vordere Kupplelstange (grosses Bild durch Doppelklick) Kupplelstange komplett, aber ohne Lager(grosses Bild durch Doppelklick)

In die Kuppelstangen kommen wartungsfreie Polymerlager (im Bild noch nicht montiert).

Jetzt geht es mit dem Rahmen weiter. Die Lager der Treibräder und deren Führungen sind als Nächstes dran. Auf der Detailaufnahme ist deutlich zu sehen, das ich geteilte Radlager aus Messing verwende. Nur so ist bei Bedarf nachträglich ein Auswechseln der innenliegenden Polymerlager (auch geteilt) möglich. Die Führungen sind ebenfalls aus Messing, womit Probleme durch Korrosion ausgeschlossen sind.

Treibradlager (grosses Bild durch Doppelklick)

Alle diese Teile zusammengefügt ergibt einen ersten Eindruck des Rahmens:

 Rahmen(grosses Bild durch Doppelklick) Rahmen(grosses Bild durch Doppelklick)

Jetzt kann das Bremsgestänge montiert werden.

Bremsgestänge (grosses Bild durch Doppelklick) Bremsgestänge (grosses Bild durch Doppelklick) Bremsgestänge (grosses Bild durch Doppelklick) Bremsgestänge (grosses Bild durch Doppelklick) Bremsgestänge (grosses Bild durch Doppelklick)

Und nun kommt der erste spannende Moment: Die Montage der Kuppelstangen. Jetzt wird deutlich, was ich vielleicht falsch gemacht habe. Stimmt der Achsabstand nicht, dann klemmen die Treibräder. Stimmt der Abstand der Zapfenaufnahme einer Kuppelstange nicht, dann klemmen die Treibräder. Stimmt die Lage eines Kuppelzapfens auf den Treibrädern nicht, dann klemmen die Treibräder. Ist eines der Treibräder nicht im richtigen Winkel (90 Grad zur Gegenseite) montiert, dann klemmen die Treibräder. Es gibt also reichlich Fehlerquellen, deshalb ist die erste Montage der Kuppelstangen äußerst prickelnd. Und alles passt! Das Triebwerk lässt sich leicht ohne Klemmstellen drehen. Weil es angebracht ist klopfe ich mir auf die Schulter und ein Belohnungsgetränk ist fällig.

Kuppelstangen montiert (grosses Bild durch Doppelklick)

Der Winter 2010 ist kalt und lang, so bleibt mehr Zeit für die Arbeit in der Werkstatt. Jetzt, Anfang Februar 2010, habe ich die Zylinderblöcke sowie die Deckel und Ausströmkästen fertig bekommen. An dieser Stelle sei Daniel Haeger gedankt, der mich mit Material und hilfreicher Kritik unterstützt hat. Kolben und Schieber sowie Schieberbüchse fehlen noch. Probeweise habe ich mal einen Zylinder an den Rahmen geschraubt.

Zylinder (grosses Bild durch Doppelklick)

Jetzt wird es wieder knifflig. Kolben, Schieber sowie Schieberbüchse sind dran und da ist wieder Präzision gefragt. Auf denn...

Inzwischen ist der Vorfrühling des Jahres 2010 gekommen. Dank des richtigen Winters ist in der Werkstatt einiges fertig geworden. Es ist geschafft: Die Zylinder sind komplett und montiert. Vor der Herstellung der Zylinder hatte ich besonders großen Respekt. Hier wird schließlich die Leistungsfähigkeit der neuen Lokomotive entscheidend beeinflusst. Der Gusskörper muss noch durch einige Teile ergänzt werden. Im Bereich des Rundschiebers müssen vorn und hinten Ausströmkästen hergestellt und angepasst werden, der Schieberkreuzkopf gehört auch dazu. Im Bereich des Kolbens müssen beidseitig Zylinderdeckel mit der entsprechenden Abdichtung entstehen. Das Ganze sollte exakt gearbeitet sein, damit die Deckel und Ausströmkästen dicht abschließen. Außerdem gibt es hier die Möglichkeit, durch unexakte Bohrungen oder abbrechende Gewindeschneidbohrer die ganze Arbeit am Gusskörper des Zylinders zunichte zu machen. Aber es hat geklappt, alle 140 Bohrungen sitzen exakt und die M2,5- bzw. M3-Gewinde sind eingebracht, ohne dass ein Schneidbohrer in der Bohrung verblieb. Der Kolben war nicht ganz so anspruchsvoll. Ich verwende rostfreien Stahl mit Stahlkolbenringen. Diese Kolbenringe federn in einem kleinen Toleranzbereich, so dass die Anpassung nicht ganz so schwierig war. Stahlkolbenringe habe ich hier den Mantelkolbenringen vorgezogen, weil im Gusszylinder besonders bei Betriebspausen mit Rostansatz zu rechnen ist. Metallkolbenringe "vertragen" etwas Rost einfach besser als Mantelkolbenringe. Anders beim Schieber. Aufgrund eines guten Rates habe ich den Schieberdurchmesser durch eine Schieberbuchse auf 16mm verkleinert. Damit werden die Kräfte auf den Schieber kleiner und die äußere Steuerung nicht so stark belastet. Die Schieberbuchse entstand aus Rotguss und ist von relativ aufwändiger Struktur. Wegen der besseren Dichtung verwende ich beim Schieber Mantelkolbenringe. Diese federn bauartbedingt gar nicht, so dass der Durchmesser der Schieberbohrung ganz exakt auf ein Maß gerieben werden muss, wo der Schieber leicht läuft, aber noch zuverlässig dichtet. Auch das ist gelungen. Nachfolgend zeige ich einige Bilder der Einzelteile und einen kompletten Zylinder.

Ausströmkasten vorn (grosses Bild durch Doppelklick) Ausströmkasten hinten (grosses Bild durch Doppelklick) Kolben (grosses Bild durch Doppelklick) Zylinderdeckel vorn (grosses Bild durch Doppelklick) Schieberbüchse (grosses Bild durch Doppelklick) Zylinder (grosses Bild durch Doppelklick)

 Jetzt können die Zylinder endgültig am Rahmen montiert werden.

Zylinder montiert (grosses Bild durch Doppelklick)

Wie es weiter geht, werde ich demnächst berichten.

Es sind inzwischen über 7 Monate vergangen, in denen ich keine Arbeiten am der BR01 durchführen konnte. Anderes war wichtiger, aber nun geht es weiter. Zwischenzeitlich habe ich den erreichten Stand meiner Arbeiten auf der Modellbahnausstellung der "Freunde der Eisenbahn Großpösna e.V." zum Thema Pacific-Lokomotiven ausgestellt.

Lokverladung für die Ausstellung  Präsentation der BR01 auf der Ausstellung der Freunde der Eisenbahn e.V.  Präsentation der BR01 auf der Ausstellung der Freunde der Eisenbahn e.V.

Der Bau der Lokomotive war inzwischen so weit fortgeschritten, dass eine erste Probefahrt (noch gezogen von meiner E 7710) möglich wurde. Dabei wuchsen mir ein paar neue graue Haare - denn die BR01 entgleiste. Was war der Grund? Gemäß Theorie des Konstrukteurs sollte das Fahrgestell Gleisradien bis zu 8 Meter tolerieren. Ich habe minimal etwa 9 Meter Radius - also sollte es klappen. Aber es war nicht so. Die Nachlaufachse ist das Problem. Sie ist wie im Original seitenverschiebbar angeordnet, aber in ihrer seitlichen Auslenkung durch den Rahmen begrenzt. Durch die grosse Länge des Rahmens ist aber bei Radien < 12 Meter ein weitergehendes Ausschwenken der Nachlaufachse erforderlich. Das war eine bittere Erkenntnis, stellt sie doch alle bisherigen Arbeiten in Frage. Was soll ich mit einer Lokomotive, die ich nicht fahren kann? Nach einigem Überlegen war die Lösung gefunden: Der Rahmen braucht einen größeren Ausschnitt, so dass die Nachlaufachse durch ihn hindurch schwenken kann. Also habe ich alles wieder demontiert, den Rahmen geändert und eine neue Nachlaufachse gebaut.

neue Nachlaufachse  neue Nachlaufachse montiert

Die erneute Probefahrt war nun erfolgreich, so dass der Weiterbau auch wieder Spaß machen konnte.

Inzwischen ist es Spätherbst 2010 geworden. Viele andere Verpflichtungen hinderten mich an einer zielstrebigen Fortsetzung der Arbeiten an der BR 01. Aber trotzdem habe ich in ganz kleinen Schritten das Fahrgestell so weit fertig bekommen, dass ich in den nächsten Tagen den Kessel erstmals fest montieren und anschließen kann. Vorher war es aber nötig, die Steuerung zu bauen, den Steuerbock anzufertigen und auf dem Führerhausboden zu montieren und mit der Steuerung zu verbinden. Die Ölpumpe bekam ihren Platz im Führerhaus auf der Heizerseite und alle Leitungen von und zu den Fahrpumpen, der Ölpumpe und den Bremszylindern wurden verlegt. Jetzt kann bald die "Hochzeit" mit dem Kessel erfolgen. Für Interessierte hier ein paar Fotos dazu:

Aschekasten und Feurrostauflage :                                              

Aschekasten eingebaut unter der Rosthalterung  (grosses Bild durch Doppelklick). 

 Anschluss der Rauchkammer:

Zylinder-Zu- und Abdampfanschlüsse  (grosses Bild durch Doppelklick).

Das Bild zeigt deutlich den Zudampf- und den Abdampfanschluss. Alle Verbindungen sind lösbar mit Klemmringverschraubungen ausgeführt. Im Zudampfanschluss (links) ist ein Rückschlagventil mit der Ölleitung eingeschraubt. Die beiden Abdampfleitungen aus den Zylindern werden im mittig zu sehenden Messingblock zusammengefasst und mit einer großen Klemmringverschraubung nach oben zur Rauchkammer angeschlossen. Dort folgt dann die Abdampfdüse, ein Bestandteil der Saugzuganlage.

 

Rohrleitungen, Führerhauseinrichtungen:

            

Das linke Bild zeigt wesentliche Teile der Verrohrung des Fahrgestells. Links (mittig im Rahmen) ist der Anschluss für die Bremse zusehen. Die von links zu Bildmitte führende Leitung ist die Zuleitung für die Fahrpumpe. Rechts davon ist die Druckseite der Fahrpumpe zu sehen. Das T-Stück ist der Anschluss zum Speisedom des Kessels und die Abgangsleitung aus diesem T-Stück führt zum Bypassventil im Führerhaus. Im mittleren Bild ist die Steuerung (linke Seite) zu sehen. Die einzelnen Stangen sind noch roh, weil ich nach der Erprobung noch mit kleinen Änderungen rechne. Vorn im rechten Bild ist gut der Steuerbock zu sehen, auf der linken Seite die Ölpumpe. Hinter der Ölpumpe befindet sich das Bypassventil für die Fahrpumpe.

 

Endmontage der Funktionsteile an der Lokomotive:

 

Jetzt ist wieder ein gutes Stück des Weges geschafft. Der Kessel ist montiert, alle Leitungen verlegt und angeschlossen. Alle für die Funktion der Lokomotive notwendigen Elemente sind vorhanden. Das sind folgende Bedienelemente:

Lok funktionsfähig (grosses Bild durch Doppelklick).Lok funktionsfähig (grosses Bild durch Doppelklick).

 - der Hilfsbläser

 - die Pfeife

 - die Dampfbremse

 - der Injektor und die Zylinderventile.

 

Der Regler, die Sicherheitsventile und die Wasserstände sind Bestandteile des Kessels und mussten jetzt nicht separat montiert werden. Die Anstellventile für die vorgenannten Bedienelemente habe ich aus T-Schneidringverschraubungen hergestellt. Die Dampfentnahme erfolgt nicht wie in Modellen oft üblich am Kesselstock, sondern direkt am Dampfdom. Wie im Original habe ich die Ventile vorn in Höhe der Rauchkammer angebracht, wodurch ich kurze Leitungen und relativ trockenen Dampf zur Verfügung habe. Die Betätigung der Ventile erfolgt vorbildgerecht mit langen Bedienstangen aus dem Führerhaus. Eine Ausnahme stellt dabei das Anstellventil für den Injektor da. Da der Injektor ziemlich weit hinten montiert ist, habe ich

 

Zylinderventile (grosses Bild durch Doppelklick). Führerstand (grosses Bild durch Doppelklick).

das Ventil auch direkt im Führerhaus angebracht, wodurch ich eine kürzere Leitungsführung erreichen konnte. Die Zylinderventile sind wie im Bild erkennbar mit einem Gestänge aus dem Führerhaus heraus bedienbar. Natürlich auf der Seite des "Meisters".

Somit sind alle für die Funktion der Lokomotive notwendigen Elemente vorhanden und es kann ein erster Test erfolgen. Zuvor war es aber erst noch erforderlich, einen Rollenprüfstand zu bauen. Ohne diesen läuft mir ja sonst die Maschine vom Montagebock und liegt irgendwo in der Werkstatt. Unvorstellbar!

 

Mit Spannung habe ich dann den Kessel mit Druckluft gefüllt. Bei 8 Bar zischten die Sicherheitsventile - alles gut. Nun vorsichtig den Regler öffnen - und sie läuft! Anfangs zugegebenermaßen etwas unrund, aber nach einigen Feineinstellungen war ich sowohl im Vorwärts- als auch im Rückwärtsbetrieb recht zufrieden. Doch bald merkte ich, dass ein Kessel voller Luft mit 8 Bar nur für eine recht kurze Laufzeit ausreichte. Die Fehlersuche begann. Schnell wurde klar, dass

 

Rollenprüfstand (grosses Bild durch Doppelklick).

meine Schieber nicht gut genug abdichteten. Somit pfiff viel zuviel ungenutzte Luft direkt durch die Schieber in den Schornstein, ohne Arbeit verrichtet zu haben. Jetzt ging ein langwieriges Testen von Varianten los. Ursprünglich hatte ich Schieber mit Mantelkolbenringen im Einsatz. Diese tauschte ich gegen Schieber mit Stahlkolbenringen. Kein Erfolg. Ich variierte den Durchmesser der Schieberbüchse. Ergebnis: Entweder lief die Steuerung zu straff oder die Luft pfiff wieder durch. So vergingen viele Tage des Probierens und endeten in Frust. Ich fuhr zu einem erfahrenen Modellbauer, Peter Bartecki aus Naunhof. Der hatte den entscheidenden Tipp: "Nimm Teflon  und drehe die Durchmesser genau auf das benötigte Maß". Auf die Idee mit Teflon (PTFE) wäre ich wohl nicht gekommen. Gesagt getan - und es klappt. Der entscheidende Vorteil von Teflon sind seine guten Gleiteigenschaften, wodurch trotz enger Tolerierung die Steuerung nicht klemmt. Nun reicht die Druckluft im Kessel deutlich länger.

Also mit Druckluft ist alles im grünen Bereich. Aber wie ist es mit Dampf? Dampf ist "dicker" als Luft und reagiert auch anderes (Expansionswirkung im Zylinder). Also möchte ich baldmöglich den Kessel zum ersten Mal anheizen. Doch wenn ich anheize, verbrauche ich Wasser. Wenn ich Wasser verbrauche, muss ich die Möglichkeit des Nachspeisens haben - sonst kann es gefährlich für den Kessel und für mich werden. Also benötige ich zuerst einen Wasserspeicher - den Tender. Deshalb setze ich die weiteren Arbeiten an der Lokomotive (Führerhaus, Umlauf, Windleitbleche, obere Kesselverkleidung...) erst einmal aus und konzentriere mich auf den Tender.

 

Der Tender:

 

Im Original lief mit der BR 015  in der Regel der Tender 2'2' T 34. Also sollte auch dieser Tender zu meiner BR 015  entstehen. Zuerst baute ich die Drehgestelle. Es ist ein Kompromiss zwischen Vorbildtreue und Funktionalität entstanden. Tenderdrehgestell (grosses Bild durch Doppelklick).

 

Da der Tender gleichzeitig als Sitz für den Lokführer dient, ist ein stabiler Aufbau sinnvoll. Ich habe deshalb die Originalfederung nur optisch angedeutet und stattdessen robuste Rollenlager in einer Gummiaufhängung eingebaut. Hier hat die Funktionalität über die absolute Modelltreue gesiegt.

 

 

Tenderrahmen (grosses Bild durch Doppelklick).Tenderrahmen gekuppelt (grosses Bild durch Doppelklick).Der Rahmen ist nun fertig. Auf den beiden nebenstehenden Bildern erkennt man gut, dass sowohl die Deichsel-Verbindung zur Lokomotive als auch die hintere Hakenkupplung federnd angebracht ist. So verhindere ich zu starke Schläge beim Anfahren. Vorn am Rahmen sind die Fußstützen für mich, den Lokführer, zu sehen ( ich will doch nicht während der Fahrt meine Füße schweben lassen ). Ansonsten  ist der Tenderrahmen unproblematisch. Der Rahmen wird die Grundplatte und darauf den Tank, die Verkleidung und den Sitz tragen.

 

 

 

Die Zeit ist schnell. Jetzt haben wir schon Juni 2011 und der Tender ist noch immer nicht fertig. Das langsame Fortschreiten des Bauprojektes gefällt mir gar nicht - aber es gibt eben auch externe Einflüsse. Natürlich die Verpflichtungen in Haus und Garten, aber auch die Begegnung mit Freunden, der Erfahrungsaustausch mit anderen Modellbauern z.B. im Modellbaupark Auenhain / Markkleeberg, halten mich von der Arbeit ab. Aber das Schöne am Hobby ist ja: Es gibt keinen Chef, keinen Plan, keine festen Termine.

Und es wird auch zukünftig erst mal nur noch in ganz kleinen Schritten voran gehen, denn es gibt außerordentlich erfreuliche Veränderungen im nahen Umfeld. Dadurch wird mein Einsatz als Hilfshandwerker benötigt. Natürlich hat das Vorrang. Der Einsatz wird mich wohl einen längeren Zeitraum beschäftigen.

 

Also schnell mal noch die zur Verfügung stehende Zeit genutzt. Der Wasserkasten aus hart gelötetem Messsingblech ist inzwischen auf dem Rahmen montiert. Im Wasserbehälter sind Trennwände eingelötet, die zu große Wasserbewegungen während des Betriebes verhindern. Im Tank ist die Handpumpe eingebaut. Am Wasseranschluss hin zum Injektor befindet sich ein Filter, da Injektoren sich sehr leicht zusetzen. Die Verkleidung des Wasserbehälters ist fertig und die meisten Details im unteren Bereich des Tenders sind angebracht. Es fehlen nur noch die Aufstiegsleitern.

 

Handpumpe (grosses Bild durch Doppelklick).  Tank unverkleidet (grosses Bild durch Doppelklick).  Tender ohne Aufbau und ohne Leitern (grosses Bild durch Doppelklick). Tender ohne Aufbau und ohne Leitern (grosses Bild durch Doppelklick).

 

Als nächstes kommt der Aufbau (seitliche Kohlenplanken) oben auf den Wasserkasten. Dieser Aufbau, der auch den Sitz für den Lokführer trägt, ist hochklappbar. Das Scharnier ist schon auf den obigen Bildern zu sehen. So kann ich von oben direkt Wasser in den Tank nachfüllen. Durch die Original-Einfüllstutzen (bei mir nur Attrappen) wäre das zu aufwändig und zu zeitraubend. Und so sieht nun der fertige Tender aus:

 

Tender komplett (grosses Bild durch Doppelklick). Tender komplett und aufgeklappt (grosses Bild durch Doppelklick). Tender komplett (grosses Bild durch Doppelklick).

 

Ach ja - eines darf ich nicht vergessen. Seitdem der Rohbau des Tenders mit dem Wassertank fertig war, besaß ich alles, was technisch zum Probebetrieb der Lokomotive notwendig ist. Da kribbelte es in den Fingern und bereits am 13.Mai 2011 konnte ich erstmals die Lok anheizen. Die Spannung war riesengroß. Einige Undichtheiten mussten natürlich beseitigt werden und dann öffnete ich erstmals unter Dampf den Regler. Und die Räder drehten sich! Die Lok stand zum Probebetrieb natürlich auf Rollen und war zusätzlich zur Sicherheit am Kran befestigt, damit sie sich nicht "selbstständig" machen kann.

 

erster Testlauf (grosses Bild durch Doppelklick).

 

So toll das Gefühl der erstmals in Betrieb befindlichen Lok auch war, es trübte sich bald. Optimal ist das Ergebnis noch nicht. Das Fahrwerk läuft nicht rund und nach kurzer Zeit verstellt sich offensichtlich die Steuerung, danach geht gar nichts mehr. Es ist also noch einiges am Triebwerk der Lok zu tun. Verwunderlich wäre es gewesen, wenn alles ohne Probleme glatt gegangen wäre. Also habe ich noch viel zu tun...

 

Inzwischen ist viel Zeit ins Land gegangen. Wir schreiben Februar 2014 und die BR 01 ist noch immer nicht fertig. Warum? Ich habe die letzten 18 Monate fast ausschließlich an der Entwicklung der neuen elektronischen Steuerung 4Q_fag mitgearbeitet und musste somit die Arbeit an der BR 01 vorübergehend auf Sparflamme fahren. Zwischenzeitliche Tests zeigten aber die Schwachstellen meiner Lok auf. Den ungenügenden Rundlauf des Fahrwerks verursachte eine leicht klemmende Speisepumpe. Nachdem das beseitigt war und mit Geduld die Steuerung optimal eingestellt wurde stellte sich auch ein sehr gleichmäßiger Lauf ein. Viel schlimmer war, das der Kessel nicht genug Dampf erzeugte. Ich habe ihn von einem befreundeten Modellbauer anfertigen lassen. Er erklärte sich auch schnell bereit, den Kessel so zu ändern, dass die Dampferzeugung ausreichend ist. Am 15.Februar 2014 war der erneute Testlauf. Zu meiner großen Freude ist nun alles so, wie ich es mir wünsche. Die BR 0110 fährt nun - zumindest kurze Strecken - problemlos. Die Verstellung der Steuerung wurde durch Kollision an der Schwinge bei voller Auslegung verursacht. Nachdem diese Ursache gefunden war war sie auch schnell behoben.

 

Jetzt kann ich nun endlich an die Fertigstellung gehen. Es fehlen nur der Leistungs-Dauertest und noch optische Elemente wie Führerhaus, Umläufe, Windleitbleche usw.die nichts was mit der Funktion zu tun haben. Also kann eigentlich nichts mehr schief gehen (hoffe ich).

Neues dann, wenn die Lokomotive fertig ist.

 

Wie oben beschrieben wird diese Lokomotive aber leider bei mir nie fertig. Ich hoffe ein anderer Modellbauer kann das Werk vollenden.